Salzburger Erzabt Auer setzt auf Leitung im Team

SALZBURG (kap) / Er ist der derzeit jüngste Abt in Österreich und steht gleichzeitig an der Spitze des ältesten durchgehend existierenden Klosters im deutschsprachigen Raum: Mit Jakob Auer (34) hat die Salzburger Benediktinerabtei St. Peter am 15. Februar einen Erzabt gewählt, der in der Leitung der Klostergemeinschaft neue Akzente setzt. "Ich setze auf Teamarbeit, das war bisher nicht so üblich", sagte der Ordensmann im Gespräch mit Medienschaffenden am Donnerstag in Salzburg. Anlass dafür war eine Pressereise der Österreichischen Ordenskonferenz zu mehreren Stiften in Österreich, in denen heuer die Leitung neu gewählt wurde. 
Auer trat 2013 in die Erzabtei ein und war damals der erste Neueintritt nach der Wahl von Erzabt Korbinian Birnbacher zum Erzabt. Seinem Amtsvorgänger verdanke er sehr viel, "vor allem Vertrauen und Förderung". So wirkte Auer ab 2022 als Kirchenrektor und ab 1. April 2024 als Prior und somit als Stellvertreter des Erzabtes. Schon als Prior sei es ihm wichtig gewesen, mit jedem Mitbruder regelmäßig längere Gespräche zu führen. "Das will ich als Erzabt beibehalten und gleichzeitig die Zusammenarbeit unter den Mitbrüdern fördern." Dazu gebe es jetzt neu ein "Team Leitung", ein "Team Pfarrseelsorge" sowie ein "Team Kunst und Wissenschaft". 
"Jugend ist kein Verdienst", betonte der Erzabt, der auch die über 1.300-jährige Geschichte der Abtei, die 696 vom Hl. Rupert gegründet und 1927 von Papst Pius XI. in den Rang einer Erzabtei erhoben wurde, nicht als Bürde sehen will: "Die lange Geschichte ist für mich nicht eine Last, sondern sie schafft Vertrauen, dass es auch in Zukunft weiter gut gehen wird." Auch das Miteinander von Alt und Jung in der gegenwärtigen Klostergemeinschaft - von den derzeit 24 Mönchen sind fünf über 80 und drei jünger als Auer - sei keine Belastung, sondern eher eine wechselseitige Bereicherung, die man jedoch bewusst pflegen müsse. 
Im geistlichen Leben wachsen
"Am wichtigsten ist mir, dass wir im geistlichen Leben in der Gemeinschaft wachsen, sodass jeder Mönch in St. Peter zu dem werden kann, zu dem Gott ihn berufen hat", führte der Erzabt aus, der eine "integrative Person für das Kloster" sein wolle. Etwas konkreter gesprochen: "Wir brauchen eine gemeinsame Vision, die wir in den nächsten fünf Jahren gemeinsam entwickeln wollen: Wie soll unser Chorgebet sein? Welche Werte sind uns wichtig und wie wollen wir sie in unseren Wirtschaftsbetrieben und mit den rund 80 Bediensteten leben?" 
Wirtschaftlich stehe die Erzabtei auf gesunden Beinen, führte Auer aus. Man würde auch die soziale Verpflichtung ernst nehmen: "Schon jetzt gehen jährlich zwischen 8 und 12 Prozent unseres Gesamtumsatzes an diverse sozial-karitative und andere Projekte". Über die Etablierung eines konkreten Sozialprojekts neben der bereits existierenden Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen an monatlich rund 500 Personen werde noch nachgedacht, so Auer.
Jugend und Glaube
Angesprochen auf die Religiosität junger Menschen und die Bedeutung der in Salzburg sehr aktiven Loretto-Bewegung antwortete Auer differenziert: Zwar seien viele bei der Loretto-Bewegung engagiert, "aber wenige davon sind von Salzburg". Der Bewegung gelinge es in beeindruckender Weise, jungen Menschen anzusprechen und Events auf die Beine zu stellen, "aber theologisch habe ich Vorbehalte und die benediktinische Spiritualität ist deutlich nüchterner". Er habe keine Berührungsängste mit der Bewegung und daher auch zuletzt beim "Adoratio-Kongress" ein Laudes-Gebet gestaltet. 
"Loretto spricht ein Segment an und das ist gut so, Kirche darf aber nicht nur ein Segment bedienen." Von daher sei die Loretto-Bewegung auch kein Modell für die ganze Kirche, so der Erzabt. Generell sei eine Grundsensibilität für Glaube und Religion bei den Jungen sicher da, aber nicht unbedingt Interesse an Kirche. Auch würden viele bei traditionellen Kirchenfesten und dergleichen mitmachen. Aber: "Wir sind zu langsam als Kirche, die Themen der Jungen aufzunehmen und sind stattdessen zu sehr mit unseren eigenen Strukturen als Kirche befasst."
Jakob Auer wurde am 15. Juni 1991 in Salzburg geboren und wuchs in der Gemeinde Elsbethen auf. 2013 trat er in die Erzabtei St. Peter ein, legte am 21. März 2018 die ewigen Gelübde ab und wurde am 29. Juni 2022 zum Priester geweiht. In der Klostergemeinschaft bekleidete er seit 2022 das Amt des Kirchenrektors der Stiftskirche und war seit 1. April 2024 Prior, das heißt Stellvertreter des Erzabtes. Seine Wahl zum Erzabt erfolgte am 15. Februar 2025, am 21. April erhielt er die Benediktion ("Abtweihe").
Die Erzabtei St. Peter in der Salzburger Altstadt ist das älteste Kloster im deutschen Sprachraum, das ohne Unterbrechung besteht. Es wurde vom Wormser Bischof Rupert 696 als Missionskloster in den Südostalpen gegründet und war bis 987 Sitz des Bischofs bzw. Erzbischofs, bis das Kloster 987 einen eigenen Abt erhielt. Im Mittelalter besaß St. Peter eine berühmte Schreibschule. Im 15. Jahrhundert schloss sich das Stift der Melker Reform an, ab 1623 war es mit der neu errichteten Benediktineruniversität in Salzburg, die bis 1810 bestand, eng verbunden. Bis heute gehört St. Peter zu den wichtigsten Wirtschaftsbetrieben der Landeshauptstadt.
