„Es braucht Stärke, Mut und Empathie“

SALZBURG (eds) / Geschätzt 35.000 Abtreibungen gibt es in Österreich pro Jahr. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Um dieses Thema in den öffentlichen Diskurs zu bringen, begann am vergangenen Samstag, der zugleich auch den diesjährigen Internationalen Weltfrauentag markierte, eine Serie von Gesprächsabenden im Bischofshaus in Salzburg, die vom Forum Neues Leben organisiert werden. Der erste Gast der als „Kamingespräche für das Leben“ betitelten Serie war Petra Plonner vom Förderverein #fairändern. Im Gespräch mit David Pernkopf sprach sie über ihre Beweggründe, sich für den Lebensschutz zu engagieren und ihre persönliche Geschichte. „Ich bin als Schülerin ungeplant schwanger geworden und stand unter einem massiven Schock. Der Ausweg Abtreibung – also einfach wieder ‚unschwanger‘ sein – schien der einfachste. Leider habe ich mit niemandem darüber geredet, die Sache einfach schnell durchgezogen und es danach sehr bereut.“
Anliegen der barrierefreien Diskussion
Tabuisierung und Sprachregelungen verhindern laut Plonner eine ehrliche und mutige Diskussion, da Schwangerschaftsabbrüche zum Tabuthema erklärt werden. Es müsse jedoch von höchstem gesellschaftspolitischen Interesse sein, wie viele Frauen sich aus welchen Gründen für einen Abbruch der Schwangerschaft entscheiden. Als problematisch bezeichnete sie zudem die Sprachregelung: „Es scheint, als wolle man durch eine neue Sprachregelung wie ‚Entkriminalisierung‘ oder ‚reproduktive Selbstbestimmung‘ eine vollständige Legalisierung der Abtreibung erreichen“, beklagt die Lebensschützerin. Was es vonseiten der Öffentlichkeit und Politik brauche, sei „eine neue Sprache, ein neues Feingefühl und einen Kulturwechsel, der Abtreibungen nicht bagatellisiert und unter dem Deckmantel reproduktiver Gesundheit oder Recht verharmlost, sondern die Frauen mit viel Hilfe und Empathie unterstützt“.
Repräsentative österreichweite Umfrage mit erstaunlichem Ergebnis
Eine von #fairändern gemeinsam mit IMAS-Institut durchgeführte Umfrage, die repräsentativ für ganz Österreich ist, zeige, dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in Österreich die Forderungen von #fairändern unterstütze. Plonner sieht diese Entwicklung im Blick auf die neue Regierung jedoch politisch nicht repräsentiert. Es gehe daher darum, im Kleinen aufzuklären, Unterstützung zu leisten und die Frauen ernst zu nehmen. Es sei sehr erstaunlich, dass immer noch die fehlende Unterstützung des Partners als Hauptmotiv für eine Abtreibung angegeben werde. „Ich möchte bewirken, dass sich in einem fortschrittlichen und fürsorglichen Land wie Österreich keine Frau zu einem Schwangerschaftsabbruch gedrängt fühlt.“
Aufklärung und verantwortungsvoller Umgang
Die Forderungen von #fairändern zielen laut Plonner aber nicht nur darauf ab, Frauen in Konfliktschwangerschaften zur Seite zu stehen. Sie seien auch als Ergänzung zu mehr Aufklärung und einem verantwortungsvollen Umgang mit der eigenen Sexualität zu verstehen. Hier komme es darauf an, mit „Mut ins Gespräch zu kommen“ und mit „Stärke statt Härte“ für eine empathische und aufgeklärte Diskussion über Abtreibung einzustehen. Plonner selbst habe sich wie viele andere Frauen auch nach ihrem Schwangerschaftsabbruch eingestehen müssen, dass sie nicht wirklich gewusst hatte, was sie da tat. Deshalb brauche es eine gesellschaftliche Debatte, die Kirche, Politik und Medizin vereine, damit die Abtreibungsdiskussion nicht zu einer „Lifestyle-Entscheidung“ verkomme.
Zur Person
Petra Plonner ist Schulleiterin, Unternehmerin und Vorsitzende der Bürgerbewegung #fairändern – einem Verein, der die Umsetzung lange versprochener flankierender Maßnahmen zur Reduktion von Abtreibungen fordert. Dazu zählen transparente Daten wie die Einführung einer anonymen Statistik über Schwangerschaftsabbrüche und die regelmäßige wissenschaftliche Erforschung der Motive für Abbrüche.
Weitere Informationen zur Initiative #fairändern finden sie unter: www.fairändern.at
Forum Neues Leben
Das Forum Neues Leben feierte 2024 sein 20-jähriges Bestehen. 2004 vom Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser gegründet, engagiert es sich für bioethische Themen und den Schutz des Lebens. Ursprünglich als Reaktion auf die Einrichtung der Abtreibungsambulanz an den Salzburger Landeskliniken ins Leben gerufen, entwickelte sich das Forum zu einem Netzwerk aus Kirche, Politik und Medien, das sich intensiv mit Fragen rund um die Abtreibung auseinandersetzt.