Erzdiözese ehrt vier Maturantinnen und Maturanten mit Kothgasser-Preis
SALZBURG (eds) / Die Erzdiözese Salzburg hat am Dienstag den Erzbischof-Dr.-Alois-Kothgasser-Preis an vier Maturantinnen und Maturanten verliehen: Gewürdigt wurden zwei Diplomarbeiten und eine vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) im Maturafach katholische Religion des Vorjahres. Der erste Preis ging an einen Absolventen des Werkschulheims Felbertal in Ebenau für die VWA „die Spuren des frühen Christentums in Österreich am Beispiel des hl. Florian von Lorch“. Zwei Diplomarbeiten wurden auf Platz zwei gereiht. Eine Absolventin des Kollegs für Sozialpädagogik schrieb über das „Erleben von Tod und Trauer im Kindesalter. Die Trauerbegleitung von Kindern mit Fokus auf den Einfluss von Resilienzfaktoren“, ein Team aus zwei Absolventinnen des Multiaugustinums St. Margarethen im Lungau über „Heute für Morgen. Regionalität und Nachhaltigkeit für zu Hause“.
„Das im Religionsunterricht erlernte kritische Hinterfragen, die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich aufzubereiten sowie die vertiefte Auseinandersetzung mit theologischen und ethischen Fragestellungen findet in diesen schriftlichen Arbeiten seinen beispielhaften Ausdruck“, würdigte Fachinspektor Markus Hammer die Arbeiten seitens der Jury.
Bereits zum zweiten Mal überreichte Weihbischof Hansjörg Hofer die mit insgesamt 1.200 Euro dotierte Auszeichnung und überbrachte Grüße von Erzbischof Franz Lackner, der sich ebenfalls freue. Die Prämierung fand bereits zum neunten Mal im erzbischöflichen Gymnasium Borromäum, statt, heuer in Anwesenheit neben dem veranstaltenden Amt für Schule und Bildung der Erzdiözese Salzburg, vertreten durch Direktor Erwin Konjecic, unter anderem auch in Anwesenheit der Ehrengäste der Bildungsdirektion Salzburg: Der Leiterin der Personalabteilung für Bundeslehrpersonen, Irene Auer-Crisenaz, und des Vertreters des pädagogischen Fachstabes, Schulqualitätsmanager Kurt Eigenstiller. Am 21. Juni endet die Einreichfrist für den Kothgasser-Preis im kommenden Jahr.
Talent unter Beweis gestellt
Die Preisträgerinnen und der Preisträger haben ihr Talent, zu religiösen und ethischen Themen fundiert, gewissenhaft und aktuell zu arbeiten, unter Beweis gestellt, führte der Fachinspektor im Amt für Schule und Bildung der Erzdiözese Salzburg, Markus Hammer, aus. Die Verfasserinnen aus dem Multiaugustinum, Theresa König und Lara Ferner, „setzen sich in ihrer klar und stringent gegliederten Arbeit nachvollziehbar mit zentralen Aspekten von Regionalität und Nachhaltigkeit auseinander“, argumentierte Hammer. Der intensiven Auseinandersetzung mit biologischer Lebensmittelproduktion folge eine fundierte Auseinandersetzung mit dem christlichen Verständnis von Menschenwürde. Über die Beschreibung der Nachhaltigkeit im Rahmen der katholischen Soziallehre werde der Dreischritt „Sehen – Urteilen – Handeln“ eingeführt, der in der überzeugenden Durchführung eines Regionalitätsworkshops seine Glaubwürdigkeit beweise. „Die Thematik der Arbeit zeichnet sich durch ihre hohe Aktualität und ihren Praxisbezug aus.“
Marie Christine Perner aus dem Kolleg für Sozialpädagogik setzt sich in ihrer Arbeit über „Tod und Trauer im Kindesalter“ mit einem „gesellschaftlichen Tabuthema auseinander, indem sie mithilfe eines klaren, nachvollziehbaren Aufbaus die theoretischen Grundlagen legt, um im späteren, empirischen Teil in Form von Experteninterviews die Praxis miteinzubeziehen.“ Diese „Erdung“ der systematischen Auseinandersetzung im Erfahrungsschatz der Expertinnen und Experten mache den besonderen Wert dieser Arbeit aus. „Dass dabei verschiedene Ansätze dargestellt werden und die Pluralität der Situationen im Auge behalten wird, beeindruckt.“
Der erstplatzierte Florian Rumplmayr vom Werkschulheim Felbertal in Ebenau beleuchte „in seiner klug aufgebauten, historischen Literaturarbeit aufgrund seines ausgiebigen Quellenstudiums die einzelnen zeitlichen und räumlichen Aspekte der Christianisierung Österreichs“. Methodisch sauber werde auf Basis einschlägiger Fachliteratur die Ausgangsthematik stets im Auge behalten und durch die kritische Hinterfragung von historischen und theologischen Quellen eine vorwissenschaftliche Reife und Objektivität unter Beweis gestellt. „Spannend und treffend formuliert, liest sich die Zusammenschau von Religion und gesellschaftlich-kultureller Entwicklungen, welche zusammen mit der Figur des heiligen Florian durchaus aktuelle Bezüge herzustellen vermögen.“ Die Jury zeigte sich von der fundierten intellektuellen Grundlage, der sprachlichen Genauigkeit und vom reflektierten Aufbau überzeugt, die in der Arbeit zu einer Homogenität führen, die für sich spreche.
„Förderer der Jugend“
Weihbischof Hansjörg Hofer würdigte den kürzlich verstorbenen Stifter, den früheren Erzbischof Alois Kothgasser, der „in dieser Stunde ganz präsent“ sei: „Er lebt nämlich in unserer Erinnerung weiter.“ Neben anderem sei Erzbischof Kothgasser „ein großer Förderer der Jugend“ gewesen, wie an diesem Preis zu erkennen sei. „Bei seinem Begräbnis wurde noch einmal sichtbar, wie beliebt, geschätzt und geachtet er gewesen ist. Mit Worten ist es eigentlich kaum möglich, Erzbischof Alois Kothgasser auch nur annährend zu beschreiben“, betonte Weihbischof Hofer. „Dass er ein hörender, betender, gläubiger und bescheidener Mensch und Bischof“ gewesen sei, sei auch daran erkennbar gewesen, dass er etwa bei der Priesterwallfahrt 2022 in Maria Kirchental im Pinzgau bewusst als Ministrant gewirkt habe. „Ich gestehe es offen: Das hat mich sehr berührt, ergriffen und beeindruckt. Der so große Bischof macht sich so klein!“ Weihbischof Hofer gratulierte den Ausgezeichneten mit dem Hinweis: „Wenn wir nun unsere Preisträgerinnen und Preisträger feiern, so bin ich fest davon überzeugt, dass auch Erzbischof Alois vom Himmel aus mit uns feiert!“
Ausgezeichnet, lehrreich, mutig und praxisnah
Die vorwissenschaftliche Arbeit zeige besonders lehrreich auf, „wie das Christentum, wie jede andere Religion auch, Geschichten kreiert, die sich in den Köpfen von Menschen festsetzen“, würdigte Betreuerin Eva-Maria Koblitz die erstplatzierte Arbeit von Florian Rumplmayr. „Für diese Geschichten sind Menschen, damals wie heute, dann auch tatsächlich bereit, zu kämpfen, zu sterben oder auch zu töten.“ Der Autor wurde 2004, im Gedenkjahr anlässlich des 1700. Todestages von Florian von Lorch, geboren und auf den Namen dieses Heiligen, des ersten Märtyrers Österreichs, getauft. Diese VWA entstand, 20 Jahre später, in Zusammenarbeit mit dem Museum Lauriacum in Enns.
Betreuerin Carina Roider hob in ihrer Präsentation zur zweitplatzierten Diplomarbeit über „Tod und Trauer im Kindesalter“ den „Mut, sich mit dem Thema zu beschäftigen“ hervor. Neben der Organisation „Rainbows“ holte sie die Expertise des Kriseninterventionsteams Salzburg ein. Auch Kinder trauern unterschiedlich und würden daher eine individuelle Trauerbegleitung benötigen, so das Fazit. Zudem gelte es, präventiv mehrere Faktoren der Resilienz, der Widerstandsfähigkeit, zu stärken sowie ein stabiles Netzwerk aufzubauen, um all das im Krisenfall abrufen zu können. Religion könne darüber hinaus hilfreich sein, etwa die Frage, was nach dem Tod mit einem Menschen passiert, oder die Gemeinschaft betreffend. Weiters sei es wichtig, passende Rituale auch mit Kindern umzusetzen, etwa eine Kerze anzuzünden. Diese Diplomarbeit sei auch für bereits berufstätige Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen „eine wichtige Hilfestellung“.
Die ausgezeichnete, ebenfalls zweitplatzierte Diplomarbeit aus dem Lungau zeige auf, „wie vielschichtig die Begriffe Regionalität und Nachhaltigkeit sind“, würdigte Hans-Peter Hollaus, der die Arbeit mit Anna Bauer gemeinsam betreute. Im Theorieteil werde, ausgehend von der biologischen Landwirtschaft, eine artgerechte Tierhaltung beschrieben und, wie sie sich auf Umweltschutz, Klima und Bodenfruchtbarkeit positiv auswirkt. Zudem werde deutlich, wie Lebensmittelverschwendung vorgebeugt und Lebensmittel nachhaltiger verwendet werden können. Ein weiterer Teil widme sich dem Begriff Nachhaltigkeit „in all seinen Facetten“, beginnend bei der Katholischen Soziallehre. Danach werde der Dreischritt „Sehen – Urteilen – Handeln“ aufgegriffen, die historische Entwicklung der Menschenwürde und das Konzept dahinter thematisiert sowie menschenwürdige Arbeit im Lungau, in Österreich und international entlang des Dreischritts analysiert. Der Praxisteil gipfelte in einem „regionalen Gaumenhighlight“: Bei einem regionalen Abend mit mehr als 100 Gästen wurde eine selbst kreierte Speisenfolge auf Basis regionaler Zutaten in Zusammenarbeit mit einem Hotel und regionalen Produzentinnen und Produzenten umgesetzt. Ein selbst gestalteter Flyer informiert über das Projekt.
Würdigung von Abschlussarbeiten
Der Kothgasser-Preis soll Leistungen von Absolventinnen und Absolventen würdigen, die im katholischen Religionsunterricht in Begleitung einer Religionslehrperson eine herausragende vorwissenschaftliche Arbeit (AHS) oder Diplomarbeit (BHS) verfasst haben. Eine sechsköpfige Jury entschied über die Vergabe des Preises. Für die Bewertung fließen Kriterien wie theologische Relevanz, Praxisrelevanz durch vernetzte, ganzheitliche Lösungsansätze, Theorie-Praxis-Schluss, aktuelle Thematik sowie die anschauliche Darstellung des Themas ein. Hinzu kommt die Wertschätzung anderer Konfessionen und Religionen im Sinne des Konzilsdokuments „Nostra aetate“.