Eine Versammlung mit Heiligem Geist und Mitte
SALZBURG (eds) / Wenn Vertreterinnen und Vertreter der ganzen Erzdiözese mit ökumenischen Partnern und Menschen aus der Zivilgesellschaft zusammenkommen, dann gibt es notwendige Spannungen, unerwartete Überraschungen und bleibendes Gemeinschaftsgefühl.
So geschehen bei der Vorsynodalen Versammlung am vergangenen Wochenende in St. Virgil, wo Synodale und Synodalinnen auf Basis einer Befragung Menschen aus unserer Erzdiözese ins Gespräch gekommen sind. Dabei ging es um diese Fragen: Was denken und wollen die Menschen unserer Erzdiözese für ihre Kirche? Was wollen und können wir davon in der Erzdiözese umsetzen und was bringen wir in den weltweiten synodalen Prozess ein?
Die Ergebnisse werden in Kürze zusammengefasst und dann auf Ebene der Bischofskonferenz mit den Inhalten aus den anderen Diözesen verbunden.
Der Heilige Geist und wir
„Hören, reden und schweigen sind die Schlüsselwörter auf die es ankommt. So kommt der Heilige Geist ins Spiel“, sagte Erzbischof Franz Lackner in seinem Eröffnungsstatement zu den zwei Beratungstagen. Für Struktur und guten Ablauf sorgte das Vorbereitungsteam um Markus Welte und das Moderatorinnenduo Sr. Johanna Schulenburg CJ aus Wien und Andreas Huber-Eder von der Jungen Kirche.
Wie kommt Geist und am besten der Heilige Geist in die Köpfe und Herzen der Versammelten? Dafür sorgte das Design der gemeinsamen Beratungen im Plenum und vor allem die notwendige Zeit für die gemeinsame Stille. „Papst Franziskus wird nicht müde, das zu betonen: Der Protagonist ist der Heilige Geist“, sagte Sr. Johanna. Darin findet sich das wesentliche Unterscheidungskriterium. In erster Linie handle es sich um einen geistlichen Prozess des Zuhörens und der Unterscheidung, der ohne Furcht alles in den Blick nimmt, was sich zeigen möchte. Um aber das aufbereiten zu können, brauche es die Stille – und Themen, die Menschen berühren, ihnen unter den Nägeln brennen.
3.000 Stimmen für den Glauben
Die Themen des Tages ergaben sich vor allem aus den über 3.000 Rückmeldungen, die von Oktober 2021 bis Februar 2022 in der Diözese per Einzel- und Gruppenfragebögen und Interviews beim Redaktionsteam eingegangen sind. Mit den Beratungen und Besprechungen, die nach einem strengen Format abliefen sollte gewährleistet werden: jede und jeder komme zu Wort, jedes Anliegen wird gehört. Dazu die Moderatorin: „Die Gruppenphasen sind ignatianisch geprägt: Es geht um Stille und Wohlwollen. Wir sollen versuchen die Aussage des anderen zu retten, anstatt sie zu verurteilen.“
Erfolg oder Flop?
Wie sieht es mit dem Erfolg der Diskussionen und Beratungen aus? Viele gehen motiviert und überrascht aus der Versammlung, für andere sind die wesentlichen Punkte noch nicht besprochen und ist zu wenig Konkretes beschlossen. Der theologische Berater des Prozesses, Professor Jan-Heiner Tück aus Wien erklärt: „Wenn wir die Gefahren mit den Chancen einer Synode, die Papst Franzziskus ins Treffen bringt, abwiegen, dann ist die Salzburger Vorsynodale Versammlung ein Erfolg.“
Sie sei weder formalistischen Bestimmungen erlegen, noch an intelektuellen Redeschwällen erstickt. Im Gegenteil: Die Synodalen hörten sich zu, versuchten die andere Sichtweise zu verstehen und fanden den Weg nach außen und somit zur Überwindung „narzistischer Selbstbespiegelung“, die zu den Menschen und in die Welt führt.
Eine Mitte ohne Rand
Das Stimmungsbarometer zeigte vor allem bei den ehrenamtlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eindeutig nach oben. Die Atmosphäre des Miteinanders wurde gerade zum Schluss des zweiten Tages spürbar. „Für mich war es schön, wie viele Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammengearbeitet, hitzig diskutiert und dann aber auch versöhnt gemeinsam gefeiert haben“, erzählt Helene Ziegler und ergänzt: „Der Fokus lag nicht auf irgendwelchen Strukturen, sondern der Heilige Geist und das Gebet waren die klare Mitte der Gemeinschaft – eine Mitte ohne Rand.“ Auch für Religionslehrerin Tanja Reiter aus Kössen überwiegt das Positive: „Ich fahre mit viel Motivation und Energie nach Hause. Viele Ideen, was den Umgang mit anderen und unsere Willkommenskultur betrifft, sind im Gepäck.“
Ein geistlicher Prozess sollte die Vorsynodale Versammlung sein, der das Wesen von Kirche trifft und über ihre eigene Befindlichkeit hinausgeht, damit jeder und jede in Bezug auf die Menschen, aber auch auf Gott fragt:„Wofür oder für wen sind wir eigentlich Kirche?“
Mehr zum Thema Synode auf: www.vatican.va
So geht es weiter
Aus der schriftlichen Zusammenfassung der Befragungsergebnisse (Synthese genannt) und den Impulsen der Vorsynodalen Versammlung entsteht schließlich das diözesane Schlussdokument. Es wird auf www.eds.at/synodale-kirche veröffentlicht.
Am 12. April stellt Erzbischof Franz Lackner mit Vertreterinnen und Vertretern der Vorsynodalen Versammlung die Abschlusssergebnisse der Salzburger Öffentlichkeit vor und gibt Auskunft über den weiteren Verlauf.
Dieses Dokument ist wiederum die Grundlage für den Abschlussbericht von Erzbischof Lackner, der im April an die Bischofskonferenz geschickt wird. Damit fließen die Rückmeldungen aus unserer Erzdiözese direkt in den weltweiten Prozess ein, dessen Sammelpunkt die Bischofssynode im Oktober 2023 in Rom ist. Franziskus schweben zunächst weniger thematische Entscheidungen vor, sondern ein anderer Stil des Miteinanders. Für den Papst ist Synodalität eines der Hauptanliegen seines Pontifikats.