200 Jahre Domkapitel: Erzdiözese präsentierte erste umfangreiche Geschichte

SALZBURG (eds) / „Zum ersten Mal liegt eine Geschichte des Salzburger Domkapitels von 1825 bis heute vor. Und zum ersten Mal versammelt eine Publikation alle Domherren in Biogrammen der letzten 200 Jahre“, berichtete Roland Kerschbaum, Diözesankonservator, Domherr und Mitherausgeber der neuen Publikation „200 Jahre neues Salzburger Domkapitel“. Sie wurde heute Abend ach dem Domkirchweihfest im Kardinal-Schwarzenberg-Saal vorgestellt.
200 Jahre Salzburger Domkapitel
Mit einer festlichen Veranstaltung im Kardinal-Schwarzenberg-Saal feierten Erzbischof Franz Lackner, Domdechant Gottfried Laireiter, zahlreiche Domkapitulare sowie Vertreterinnen und Vertreter des Salzburger und Tiroler öffentlichen Lebens das 200-jährige Jubiläum der Wiedererrichtung des Salzburger Domkapitels. Gemeinsam mit den Herausgebern Roland Kerschbaum, Diözesankonservator und Kapitelmitglied, sowie dem Leiter des erzdiözesanen Archivs Thomas Mitterecker, wurde ein umfangreiches Werk vorgestellt, das die Geschichte und das Wirken des Domkapitels dokumentiert. Vizebürgermeister Florian Kreibich, die Landtagsabgeordnete Josef Schöchl aus Salzburg und Katrin Brugger aus Tirol waren neben zahlreichen anderen Gästen anwesend.
Die Festschrift beleuchtet die 200 Jahre des Salzburger Domkapitels nach seiner Wiedererrichtung im Jahr 1825. Sie enthält Fachartikel, die einen detaillierten Einblick in diese bisher oft vernachlässigte Thematik der Salzburger Kirchengeschichte geben. Ein besonderer Anhang mit Kurzbiographien aller Domkapitulare und Ehrendomherren verleiht der „Institution ein lebendiges, menschliches Gesicht.“
Eine turbulente Geschichte
„Nach wechselvollen Verhandlungen im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts konnte das Salzburger Domkapitel 1825 in stark verkleinerter Form wiedererrichtet werden. Aus einem rein adeligen und wirtschaftlich reichen Domkapitel war ein durchwegs bürgerliches und armes Domkapitel geworden. Die politischen Agenden des Kapitels in der Verwaltung des Erzstiftes sind seit 1803 großteils wegfallen. Dafür bekam es in der Tätigkeit als Konsistorium des Erzbischofs doch wiederum ein gewaltiges Aufgabenfeld in der Verwaltung und seelsorglichen Gestaltung der Erzdiözese übertragen. Zudem konnte das Privileg eines freien Wahlrechts des Erzbischofs wiedererlangt werden.“
Kerschbaum betonte, dass das Domkapitel in seiner historischen Entwicklung nie eine Institution „für sich selbst“ war. Vielmehr habe es immer als „kontinuierlich wirkendes Gegenüber der Erzbischöfe“ fungiert und sei gleichzeitig ein „starker Partner und treuer Mitarbeiterstab“. Die Aufgaben des Domkapitels, das in der Verwaltung des Erzstifts und der Pflege der Liturgie tätig war, reichten weit über das rein spirituelle Leben hinaus und umfassten auch das Gemeinwohl der Erzdiözese.
„Das Dom- und Metropolitankapitel war und ist keine Institution, die für sich lebt“, fuhr Kerschbaum fort. „Es ist bis heute ein in die Hierarchie eingebettetes und zugleich im Wesentlichen synodal verfasstes Gremium im Dienst an Kirche und Menschen in der Erzdiözese Salzburg.“
Anliegen der Publikation
„Die vorliegende Publikation zum 200-jährigen Jubiläum des erneuerten Domkapitels gibt in ihren Fachartikeln Einblick in diese bisher wissenschaftlich eher vernachlässigte Thematik der Salzburger Kirchengeschichte“, sagte Mitterecker in seiner Ansprache. Er hob hervor, dass die Festschrift nicht nur ein wertvolles historisches Dokument sei, sondern auch die Bedeutung des Salzburger Domkapitels als zentrales Element des kirchlichen Lebens im Erzbistum unterstreiche.
„Der umfangreiche Anhang mit Kurzbiographien der Kapitulare und Ehrendomherren verleiht dieser Institution zudem ein lebendiges und menschliches Gesicht“, so Mitterecker weiter.
Er dankte den zahlreichen Autorinnen und Autoren für ihre unentgeltliche Arbeit und den großen Beitrag zur Fertigstellung des Werkes. Ein besonderer Dank galt auch dem Verlag Anton Pustet sowie allen finanziellen Unterstützern, ohne deren Hilfe die Publikation nicht möglich gewesen wäre.
Erzbischof Franz Lackner: „Dankbar für den Dienst am Evangelium“
„Seit zwei Jahrhunderten existiert das Salzburger Domkapitel nun in seiner heutigen Gestalt. Ein Moment, um sich seiner wechselvollen und für Diözese und Land so prägenden Geschichte zu besinnen – aber auch, um Dankbarkeit gegenüber jenen Vielen zu zeigen, die in all diesen Zeiten ihren Dienst am Evangelium und an unserer Diözese treu versehen haben“, erklärte Erzbischof Franz Lackner.
Er sprach von der besonderen Verantwortung des Domkapitels, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft: „In einigen Jahren wird es an diesem unserem Domkapitel sein, einen weiteren Erzbischof in Gemeinschaft mit dem Papst nach Salzburg zu holen. Es wird dies auch im Bewusstsein der Besonderheit dieser Verantwortung tun und mit Blick auf das Beständige in unserer Geschichte und Herkunft als Diözese.“
Das Domkapitel als Institution im Wandel
Seit seiner Wiedererrichtung im Jahr 1825 hat das Salzburger Domkapitel eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der Erzdiözese gespielt. Ursprünglich ein Domkapitel, das vor allem durch adelige und wohlhabende Mitglieder geprägt war, wurde es nach den politischen Umwälzungen des frühen 19. Jahrhunderts zu einem durchweg bürgerlichen Gremium. Auch wenn sich die Struktur geändert hat, blieb die Aufgabe des Kapitels, als Berater des Erzbischofs, Gebetsgemeinschaft und Ort der Seelsorge zu wirken, stets unverändert.
„Es ist ein kontinuierlich wirkendes Gremium, das die Diözese mitgestaltet und in der Administration sowie in der spirituellen Betreuung unterstützt“, erklärte Domdechant Gottfried Laireiter. „Es ist ein starkes und treues Gegenüber der Erzbischöfe und hilft mit, das geistliche Leben in Salzburg zu gestalten.“
Ausblick Zukunft
Mit Blick auf die kommenden Jahre wird das Salzburger Domkapitel auch weiterhin eine die Diözese maßgeblich mitprägen. „Dieses Gremium wird auch in Zukunft ein Ort der Zusammenarbeit und des Dialogs bleiben, um das geistliche Leben der Diözese Salzburg zu fördern und zu gestalten“, betonte Kerschbaum.
Die Publikation zum 200-jährigen Jubiläum bietet den Leserinnen und Lesern nicht nur aber Einblick in die Geschichte des Salzburger Domkapitels, sondern auch eine „sympathische und notwendiger Einblick in eine bunte und bedeutsame Institution unserer Kirche in Salzburg.“
Das Salzburger Domkapitel
„Als Priestergemeinschaft erweist sich das Domkapitel vor allem in der gemeinsamen Feier des Stundengebetes, der Kapitelmesse und der feierlichen Domliturgie.“ Mit diesem Zitat aus dem Statut des Domkapitels zu Salzburg ist der wesentliche Dienst umrissen. 925 wird das Salzburger Domkapitel zum ersten Mal urkundlich erwähnt, 900 Jahre später wiedererrichtet. Am Domkirchweihfest gedenken die Domherren dieser Geschichte. Nach wechselvollen Verhandlungen im ersten Viertel des 19. Jahrhundert konnte das Salzburger Domkapitel 1825 in stark verkleinerter Form wiedererrichtet werden. Aus einem rein adeligen und wirtschaftlich reichen Domkapitel war ein durchwegs bürgerliches und armes Domkapitel geworden. Die politischen Agenden des Kapitels in der Verwaltung des Erzstiftes sind seit 1803 Großteils weggefallen. Dafür bekam es in der Tätigkeit als Konsistorium des Erzbischofs doch wiederum ein gewaltiges Aufgabenfeld in der Verwaltung und seelsorglichen Gestaltung der Erzdiözese übertragen. Zudem konnte das Privileg eines freien Wahlrechts des Erzbischofs wiedererlangt werden.
Foto1: Diözesankonservator Roland Kerschbaum, Landtagsabgeordnete Josef Schöchl und Kathrin Brugger, Erzbischof Franz Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer, Domdechant Gottfried Laireiter, Archivleiter Thomas Mitterecker (v.l.).