20 Jahre Forum Neues Leben

SALZBURG (eds) / Das Forum Neues Leben der Erzdiözese Salzburg feierte gestern im Kapitelsaal der Erzdiözese Salzburg sein 20-jähriges Jubiläum. Unter der Schirmherrschaft von Erzbischof Franz Lackner hat das Forum in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine wichtige Rolle im Bereich des Lebensschutzes und der ethischen Diskussionen eingenommen. Das Forum habe im Laufe von zwei Jahrzehnten eine Entwicklung vom gesellschaftspolitischen Netzwerk zum Fest in den Pfarren und zur Aktionswoche“ erlebt. „Damit gehört es zu den öffentlichen Stimmen, die gegen eine Entwürdigung des Menschen auftreten“, so Erzbischof Lackner. Ein Mediziner, eine Ethikerin und Mitglieder des Forums sprachen zum Thema.
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„Stimme der Kirche muss hier laut und deutlich bleiben“
Erzbischof Lackner ging in seinen Grußworten explizit auf die Arbeit und Aufgabe des Forums ein. Dabei hob er den unabdingbaren Schutz des Lebens hervor: „Unsere Stimme als Kirche muss hier laut und deutlich bleiben. Wir dürfen nicht müde werden darin, auf die unverhandelbare und zu allen Zeiten gegebene Würde des Menschen hinzuweisen, ganz besonders, wenn sie den Wehrlosesten abgesprochen wird.“ Kirche müsse sich hier nach Kräften einsetzen, „aber nicht nur dagegenzuhalten, sondern auch daran mitzuwirken, Alternativen aufzuzeigen, Perspektiven zu bieten.“ Die Würde des Menschen werde ihm immer mehr erst ab einer gewissen Eignung oder – schlimmer noch – einer „Verwertbarkeit“ für Gesellschaft oder Wirtschaft zugestanden. Der Erzbischof erklärte, wie sich die Gesellschaft von jenem Konzept der Personenwürde entferne, die der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zugrunde liege und der sich die Mehrheit der Staaten der Welt vor über siebzig Jahren verpflichtet habe. „Umso tragischer ist die weitreichende Abkehr von jenem Grundprinzip, die wir immer mehr bei den Gesetzgebungen rund um den Beginn und das natürliche Ende des Lebens beobachten müssen.“
Vorträge und Interviews
Florian Baumgartner, Oberarzt für Pädiatrie, gab Einblicke in den Lebensschutz aus medizinischer Sicht. Der Mitbegründer des Salzburger Ärzteforums und Oberarzt für Kinderheilkunde am Kardinal-Schwarzenberg-Klinikum plädierte für eine gesellschaftliche Debatte, die Kirche, Politik und Medizin einschließt, damit die Abtreibungsdiskussion nicht zu einer „Lifestyle-Entscheidung“ verkomme.
In der Auseinandersetzung stehen sich zwei Argumentationen gegenüber Die Position der Gradualität und die der Potentialität. „Wird der Menschen zum Menschen oder entwickelt er sich als Mensch“, fragt Baumgartner. Für ihn sei es an der Zeit endlich die die Schutzbedürftigkeit des Lebewesens im Rahmen der Menschenrechte in den Vordergrund zu stellen. „Perspektive wird bestimmt durch Standort und Blickwinkel auf Kind, Frau und Leben.“ Eine Möglichkeit, beide Argumentation zusammenzubringen, wäre: Frauen oder Paaren in Schwangerschaftskonflikten helfen zu wollen.
Die renommierte Ethikerin Susanne Kummer beleuchtete die aktuelle Bedeutung von Pro-Life und seine gesellschaftspolitischen Herausforderungen. Dabei trat sie dafür ein, Pro-life als Pro-Frau und Pro-Mann zu verstehen. Das bedeute: Menschen sind aufeinander angewiesen. Betroffenen Frauen müssen besser unterstützt werden in ihrer Selbstbestimmung, ihrer Gesundheit und in der Schaffung eines mütter- und väterfreundlichen Klimas.
Mehr als 250 Mütter und Väter unterstützt
Prälat Johann Reißmeier, als damaliger Generalvikar wesentlich für die Organisation und Programmatik des Forums zuständig, erinnerte an die Gründung des Forums Neues Leben unter Erzbischof Alois Kothgasser und die Anfangszeit. „Aus den Gesprächskreisen im Zusammenhang mit dem Forum Neues Leben sind drei Projekte hervorgegangen: Das Haus für Mutter und Kind, der Hilfsfonds Eltern in Not und die Woche für das Leben.“
Mehr als 100 Frauen konnten im Haus für Mutter und Kind seither Hilfe finden und mehr als 250 Erwachsene durch den Fonds für Eltern in Not unterstütz werden. In Interviews mit Forumsmitgliedern aus der Gründungszeit gaben Einblicke in die Anfänge und die Motivation hinter dem Forum. Heutige Vertreter des Forums stellten aktuelle Projekte vor.
Forum Neues Leben
Das Forum wurde im Jahr 2004 von Erzbischof Alois Kothgasser gegründet. Es engagiert sich für bioethische Themen und den Schutz des Lebens. Ursprünglich als Reaktion auf die Einrichtung der Abtreibungs-Ambulanz an den Salzburger Landeskliniken ins Leben gerufen, entwickelte sich das Forum zu einem Netzwerk aus Kirche, Politik und Medien, das sich intensiv mit Fragen rund um die Abtreibung auseinandersetzt. Im Jahr 2006 fand im Salzburger Dom der erste „Gottesdienst für das Leben“ statt – dabei empfängt der Erzbischof Kinder und Eltern. Heuer findet der Gottesdienst für das Leben am 26. Mai um 15 Uhr statt.
Auf die Feier im Dom folgt ein Empfang im Bischofsgarten. Ab 2008 wurden die Pfarren einbezogen, bereits im ersten Jahr beteiligten sich 63 Pfarren an der „Woche für das Leben“. Seitdem sind bis zu 110 Pfarren dabei. 2010 empfahl der Hirtenbrief der österreichischen Bischöfe für alle heimischen Diözesen die Durchführung einer „Woche für das Leben“ nach dem „Salzburger Modell“. Das „Forum Neues Leben“ bietet konkrete Hilfsangebote für Schwangere, darunter eine Notrufnummer (0800-300370), die Website www.schwanger-was-tun.at, den Fonds Eltern in Not und das Haus für Mutter und Kind, das mit großer Unterstützung von der damaligen Landesrätin Doraja Eberle und Erzbischof Kothgasser als Mutter-Kind-Wohnprojekt im Kolpinghaus Salzburg errichtet wurde.
Titel-Foto: Forumssprecher und Bischofsvikar für Ehe und Familie Gerhard Viehhauser, Ethikerin Susanne Kummer, Erzbischof Franz Lackner, Camilla Tüchler, Oberarzt Florian Baumgartner vom Salzburger Ärzteforum; Erzdiözese Salzburg (eds)/Nagshi