Hirtenbrief zur SEI SO FREI Adventssammlung 2014
Liebe Brüder und Schwestern!
Die Adventzeit ist wie unser menschliches Leben: Vorbereitung auf die Begegnung mit dem menschgewordenen Gott. Wir gehen auf die Geburt Jesu Christi zu und vergegenwärtigen uns die unwahrscheinliche Güte Gottes, der uns seinen Sohn schenkt.
Weihnachten ist das Erinnern und Innewerden der Menschenfreundlichkeit Gottes. Gott wird Mensch! Es ist ein großes Geheimnis unseres Glaubens, auf das wir im Advent zugehen. Der Unbegreifliche wird greifbar, der Allmächtige nahbar in der Gestalt eines kleinen und hilfsbedürftigen Kindes.
Im alten Herbergslied „Wer klopfet an“ bitten Josef und Maria um Einlass für sich und das noch ungeborene Jesuskind. Sie bitten zunächst vergebens. Es ist ein Stall von Bethlehem, in dem Maria das Jesuskind auf die Welt bringt und es in Windeln gewickelt in eine Futterkrippe legt, weil in der Herberge kein Platz für IHN war.
Gott will unter den Menschen wohnen und bittet um Einlass, auch heute noch. Das Klopfen an der Tür hat seither nicht aufgehört. Aber Gott kann nur dort wohnen, wo man ihn einlässt!
Gott ist ein Menschenfreundlicher Gott. Seine Freude ist es bei den Menschen zu wohnen. Bethlehem wird zum Ort, an dem sich Himmel und Erde inniglich berühren und jene Demut Gottes aufleuchten lässt, die für uns zum Leitstern werden kann. Seien wir gottesfreundliche Menschen, und seien wir wie Gott menschenfreundlich.
SEI SO FREI, die entwicklungspolitische Aktion der Katholischen Männerbewegung, versucht konkret die zu Weihnachten sichtbar werdende Menschenfreundlichkeit Gott sichtbar zu machen. Ziel dieser Bemühungen ist es, wie es auch auf dem diesjährigen Plakat heißt, Menschen in Not einen „Stern der Hoffnung“ zu schenken. An diesem können sie sich aufrichten.
Im Rahmen der heurigen Adventsammlung möchte ich Ihnen die Gesundheitssituation in Afrika besonders ans Herz legen. Was bei uns fast schon selbstverständlich ist – nämlich einen Arzt zu besuchen, wenn man krank ist, Medikamente zu bekommen, damit die Schmerzen gelindert werden oder nach einem Unfall ins Krankenhaus gebracht zu werden – all das ist in Afrika für viele Kinder, Frauen und Männer oft unerreichbar.
Mit Gesundheitsstationen, Krankenhäusern, der Ausbildung von Krankenschwestern, sowie der Bereitstellung von Medikamenten, Nahrungsmitteln und sauberem Wasser setzt SEI SO FREI seit über 50 Jahren Zeichen der Hoffnung. Wenn Menschen in Not sind, liegt es auch an uns als Kirche zu handeln. Wir beten um die rechte Einsicht und sammeln Geld. SEI SO FREI steht in engem Kontakt mit Partnern und Partnerinnen in Afrika und Lateinamerika. Gemeinsam werden Hilfsprojekte ausgearbeitet und umgesetzt – immer in der Hoffnung, dass damit Gottes Wille erfüllt wird und möglichst vielen Menschen geholfen werden kann. Diese Hilfe soll Menschen dazu befähigen, ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen, die eigene Zukunft zu gestalten und das von Gott geschenkte Potential in ihrem Leben zu verwirklichen.
Die Kirche, als Gemeinschaft der Getauften, sieht im Dienst an den Nächsten einen wichtigen Auftrag – so wichtig, dass er zusammen mit der gemeinsamen Feier des Glaubens, der Verkündigung, und der Gemeinschaft zu den Grundvollzügen der Kirche gehört. Jeder dieser Aufträge verlangt entschlossenes Handeln, die Bereitschaft zur Umkehr und Beharrlichkeit. Jeder dieser Aufträge stößt auch auf Widerstände. Ich wünsche uns allen, diese Widerstände überwinden zu können und so einen „Stern der Hoffnung“ für Menschen in Not aufleuchten zu lassen. In diesem Sinne möchte ich Sie bitten, die Adventsammlung großherzig zu unterstützen.
Ich wünsche Ihnen, liebe Schwestern und Brüder, eine gesegnete Adventzeit und ein Weihnachtsfest voll Freude über die Menschwerdung Gottes.
Es grüßt und segnet Sie
+ Erzbischof Dr. Franz Lackner OFM
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