Trauer um Benedikt XVI
VATIKANSTADT (kap) / Der ehemalige Papst Benedikt XVI. ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan, wie der Vatikan mitteilte. Als Zeichen der Trauer über den Tod des emeritierten Papstes läutet die Pummerin des Wiener Stephansdoms für fünf Minuten. Auch die Glocken der Domkirchen in ganz Österreich stimmen in das Trauergeläut ein, wie der Österreichische Bischofskonferenz am Samstag gegenüber Kathpress bestätigte.
Lackner: Vermächtnis von Benedikt XVI. ist seine Liebe zur Kirche
Dank und Würdigung für den am Samstag verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. hat der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, ausgesprochen. Joseph Ratzinger/Papst Benedikt sei in allen ihn übertragenen Aufgaben - vom Professor und Erzbischof bis hin zum Kardinal und Papsttum - stets ein "gläubiger Theologe mit einem tiefen und feinen Gespür für Wahrheit" geblieben, schrieb der Salzburger Erzbischof in einer ersten Reaktion auf die Nachricht des Todes. Als sein Vermächtnis bleibe vor allem "seine Liebe zur Kirche und ihrer Lehre", habe er es sich doch immer darum bemüht, "den Glauben der einfachen Gläubigen zu schützen und zu bewahren".
Besonders wies Lackner auf das "gewaltige theologische Schrifttum" hin, das Benedikt XVI. hinterlasse. "Vieles wird wohl erst noch zu verstehen sein; dazu bedarf es jedoch, wie er es seiner Jesus-Trilogie vorausstellt, des Wohlwollens, ohne welches das Verstehen nicht möglich ist", so der Salzburger Metropolit, der bekannte, bei Predigt-Vorbereitungen immer wieder bei Ratzinger-Werken nachzuschlagen, allen voran bei der Jesus-Biografie. Dennoch habe das nur rund 60 Kilometer von Salzburg entfernt - im bayrischen Marktl/Inn - geborene Kirchenoberhaupt stets große "Einfachheit und Unkompliziertheit in der Begegnung, mit Sinn für Humor" an den Tag gelegt.
Durchaus sei Benedikt auch für Überraschungen gut gewesen, verwies der Salzburger Erzbischof an den im Februar 2013 verkündeten Rücktritt des damaligen Papstes. So wenig man diesen Schritt zunächst auch verstanden habe, habe Benedikt XVI. damit dennoch das Papstamt "auf unvorstellbare Weise" verwandelt und in das 21. Jahrhundert hineingeführt.
Lackner erinnerte in seinem Nachruf auch an die oftmaligen Begegnungen mit Benedikt XVI., erst zuletzt am 17. Dezember, einen Tag nach Abschluss des Ad-limina-Besuchs der österreichischen Bischöfe in Rom. Damals durfte der Salzburger Erzbischof mit dem emeritierten Papst die Heilige Messe feiern. "Seine Stimme war schwach, seine Aufmerksamkeit jedoch groß. Die Themen unseres Gesprächs waren Philosophie, Theologie und die Geschichte des Glaubens im Leben der Menschen", berichtete Lackner. Damals wie auch schon bei jeder Begegnung davor habe er sich bei dem früheren Papst bedankt mit: "Danke, Heiliger Vater, für Ihr Zeugnis und besonders für Ihr theologisches Schrifttum."
Angesichts der Nachricht vom Tod des emeritierten römischen Pontifex bekundete Lackner "tiefe Anteilnahme, Trauer, aber große Dankbarkeit für die vielen Jahre, die er in dieser Welt und in der Kirche wirkte". Der Salzburger Erzbischof rief von Benedikt XVI. gegen Ende seines Lebens formulierte Worte in Erinnerung, wonach er "fest darauf vertraue, dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder", der das menschliche "Ungenügen schon selbst durchlitten" habe - und daher keine Furcht vor dem Tod verspürt habe. Nach Benedikts Tod möge Gott, so Lackners Bitte, ihm seinen Einsatz nun vergelten.
Die Katholische Aktion Salzburg widmet Projekt dem Andenken von Benedikt XVI.
Die Katholische Aktion Salzburg widmet ihr aktuelles Projekt gegen Einsamkeit „KA-Kein Allein“ dem Andenken von Papst em. Benedikt XVI.. Mit seinem Satz „Wer glaubt, ist nie allein“ aus der Antrittsrede als Papst hat der große Theologe Josef Ratzinger eine tröstliche Botschaft des Christentums kurz und bündig zusammengefasst. Sie ist imstande, einzelnen gläubigen Menschen ganz persönlich zu helfen, aber auch Menschen eine tiefe Motivation im Kampf gegen Einsamkeit zu geben, erläutert die Präsidentin der Katholischen Aktion, Elisabeth Mayer. Die Katholische Aktion hofft nun auf die Fürsprache des verstorbenen und mit Salzburg so verbundenen Papstes zum Gelingen des Projekts, das Menschen in Salzburg aus Einsamkeit und ungewolltem Alleinsein führen soll.
Mehr zum konkreten Projekt im aktuellen Rupertusblatt.
Birnbacher: Benedikt XVI. wird noch lange die Kirche prägen
Mit sehr persönlichen Worten hat Erzabt Korbinian Birnbacher den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt und zugleich betont, "dass sein brillantes theologisches Werk und sein schlichtes und menschliches Glaubenszeugnis noch lange die katholische Kirche prägen werden". Birnbacher stammt aus Bayern, er ist Erzabt von St. Peter in Salzburg und Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz.
In einer Stellungnahme vom Samstag hielt Birnbacher wörtlich fest: "Papst Benedikt kommt aus meiner Heimat. Ich durfte ihm schon sehr früh begegnen. Er war damals noch nicht Bischof, sondern der bescheidene, feine und zurückhaltende jüngere Bruder des damals sicher populäreren Regensburger Domkapellmeisters Georg Ratzinger. Später, als Erzbischof von München und Freising, hat er mich dann im Studienseminar St. Michael in Traunstein gefirmt."
Kardinal Ratzinger habe sich auch sehr gefreut, als er erfuhr, dass Birnbacher 1987 Benediktiner in der Erzabtei St. Peter in Salzburg wurde. "Er begleitete stets treu meinen persönlichen Lebensweg", so der Erzabt und er fügte hinzu: "Ich war immer tief beeindruckt, dass er sich noch Jahrzehnte später an kleinste Details aus privaten Gesprächen erinnerte."
Als Birnbacher von 1994 bis 1997 an der Benediktiner-Ordenshochschule S. Anselmo in Rom dissertierte und im Deutschen Priesterkolleg im Vatikan wohnte, "haben wir in der Kirche S. Maria del Campo Santo Teutonico fast wöchentlich miteinander Eucharistie gefeiert und beim anschließenden Frühstück die Neuigkeiten aus der bayerisch-salzburgischen Heimat ausgetauscht".
Wenige Tage vor dem Rücktritt Benedikts als Papst wurde Birnbacher zum Erzabt von St. Peter gewählt. "Das freute ihn sehr und er lud mich von da an noch einige Male ins Kloster Mater Ecclesiae zu einem Besuch ein."
Papst Benedikt XVI. sei immer ein echter Freund der Benediktiner gewesen und "war der noble und charmante Liebhaber unserer Rupertiwinkler Heimat, der auch stets treu zu diesem speziellen Menschenschlag stand". Benedikt habe für ihn, Birnbacher, "die große Tradition katholischer Denkkultur in der Weite eines brennenden augustinischen Herzens und einer nüchternen benediktinischen Lebensordnung" verkörpert.
Erster deutsche Papst
Benedikt XVI. war von 2005 bis 2013 Oberhaupt der katholischen Kirche. Er war der erste deutsche Papst seit 482 Jahren. Vor seiner Wahl war er gut 23 Jahre lang Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan. In seiner Amtszeit versuchte er, Glaube und Vernunft zu versöhnen, die christlich-humanistischen Wurzeln Europas wiederzubeleben und die Kirche von Skandalen zu reinigen. Kirchengeschichte schrieb er mit seinem freiwilligen Amtsverzicht im Februar 2013.