Synodaler Prozess: „Bei Gott darf niemand allein ankommen“
MARIA KIRCHENTHAL (eds) / Erzbischof Franz Lackner beging heute mit rund 60 Diözesanpriestern und Diakonen – darunter Weihbischof Hansjörg Hofer und Generalvikar Roland Rasser – in der Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal die diesjährige Priester- und Diakonenwallfahrt. Im Mittepunkt standen das Gebet und die fachliche Auseinandersetzung mit dem weltkirchlichen und diözesanen synodalen Prozess, der in Salzburg am 17. Oktober startet. „Wir sind gemeinsam unterwegs. Bei Gott darf niemand allein ankommen“, sagte Lackner in seiner Predigt zum Abschluss der Wallfahrt.
Für den Salzburger Oberhirten bedeute eine Annäherung an den Begriff Synodalität zu erkennen: „Wir allein, sei es eine Gruppe, Pfarre oder Diözese, sind immer zu wenig“. Deshalb müssen sich alle in der Kirche bemühen, den anderen, die andere Instanz, zumindest in einem Teilbereich zu verstehen. „Uns wird, egal in welcher Zusammensetzung, immer ein sogenannter theologischer Selbstbehalt zugemutet“, so der Erzbischof. Dabei dürfe es aber „weder die hundertprozentige Antwort noch die hundertprozentige Forderung geben.“
Wer zuhört, überrascht und motiviert
Bei Papst Franziskus sei das Zuhören ein Schlüsselbegriff und mehr als nur bloßes Hören, so Lackner. „Zuhören ist dialogisch angelegt, hat eine innere Richtung hin auf den, wie der Papst es nennt, sensus fidei in credendo, das ist der Sinn des Glaubens im je besonderen Glaubensakt.“ Diese Dynamik solle auf allen Ebenen des gemeinsamen Lebens und Glaubens gepflegt werden. Die Rolle der Verantwortlichen in Diözese, Pfarre, Gemeinschaften und singulären Begegnungen sei es daher, bei den Zusammenkünften jeder Art, sich vorweg um eine Atmosphäre zu bemühen, „so dass all jene, die über Freude und Hoffnung, über Trauer und Angst ihrer Glaubenserfahrung reden möchten, dies auch tun können“, so Lackner.
Der Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz ermutigte die Mitbrüder im Sinne von Papst Franziskus in der Pfarre auch schweigende Zuhörende zu sein, zugleich aber nicht die Aufgabe des Leitens und Führens zu vernachlässigen. Es gelte schließlich „in gleicher Weise auf Gott und den Menschen hin aufmerksam zu bleiben.“ So wie dem Papst müsse es auch der Kirche gelingen, zu überraschen und zu motivieren. „Wahrlich, er ist ein Papst der Überraschungen, eine Gabe des Heiligen Geistes in unsere Zeit“, sagte Lackner. Zu überraschen könne eben auch heißen: „in Demut dem anderen zuhören.“
Prozessverantwortlicher Welte: „Synodalität ist Sorge für die gesamte Kirche“
Der Gesamtkoordinator für den synodalen Prozess in der Erzdiözese Salzburg Markus Welte stellte in seinem Grundsatzreferat die Theologie der Synodalität sowie den synodalen Prozess bei Papst Franziskus vor. Dabei lud er zu Beginn dazu ein, „Befürchtungen, Hoffnungen und Erwartungen auszuklammern und sich die Frage zu stellen: Wie denkt Franziskus Synodaliät?“ Welte erklärte, wie der Papst Synodalität als Wesen der Kirche und als ihr Stil des Handelns und Beratens und der gemeinsamen Sorge umeinander meint. „Synodalität im Sinne Franziskus verstehen, heißt sie als Sorge um die Gemeinschaft, Sorge um Partizipation und Sorge und Mission der Kirche zu begreifen.“
Was ist mit Zuhören gemeint?
Die Frage nach dem viel zitierten Zuhören als erste Aufgabe der Kirche, umriss der Theologe so: „Eine synodale Kirche ist eine Kirche des Hörens. In der das Volk Gottes, die Bischöfe, der Papst in einer Kreisbewegung aufeinander und gemeinsam auf den Heiligen Geist hören.“ Dabei gelte es den sensus fidei, als „Spürsinn des Glaubens beim Glauben oder als geistlicher Instinkt“, zu finden. Dieser dürfe aber nicht mit der öffentlichen oder einer Mehrheitsmeinung verwechselt werden.
Schließlich erklärte Welte Fahrplan und Umsetzung des weltweiten Prozesses für die Erzdiözese und ermunterte einzelne und Pfarren dazu, sich demnächst auf www.eds.at/synodale-kirche am Frageprozess zu beteiligen.
Wofür und für wen?
Im anschließenden Gespräch und Austausch standen die Frage der konkreten Umsetzung, der Motivation des Kirchenvolkes für den synodalen Prozess und die grundsätzliche Überlegung: Wer sich als Volk Gottes verstehe, zur Diskussion. Dazu Welte: „Nicht am Schreibtisch sollte die Beantwortung der Fragen, die das Dokument Mitmachenden stellt, gemacht werden, sondern nach dem gemeinsamen Gehen, Beten und Feiern.“ Dabei könne jede Pfarre und Gemeinschaft Motivationsmöglichkeiten entwickeln. Schließlich gehe es darum, „ein Bewusstsein zu schaffen, damit sich die Menschen in der Kirche als Volk Gottes verstehen.“