Gegen die Zukunftsangst - Impuls zum Jahreswechsel

Über Neujahrsvorsätze, Wünsche und selbsterfüllende Prophezeiungen. 

Was hilft gegen die moralinsaure und demoralisierende Weltsicht anlässlich des Jahreswechsels? Eine jesuanische Nüchternheit, die die Zeichen der Zeit deutet, falsche Fährten aufdeckt und mit einem mutigen Vertrauen ins neue Jahr blicken lässt. Weihnachten ist ein Zukunftsfest, aber nicht im Sinne des Futurums, sondern im Sinne des Adventus (des Erwartens): Gott ist im Kommen. Wer sich daran erinnert, der ist nicht mehr Sklave des Gestern oder Morgen, sondern feiert seine Nähe als Zeichen und Verheißung. Sich auf diesen kommenden Gott einzulassen kann bedeuten vier biblische Haltungen als Neujahrsvorsätze einzuüben:

Die Gabe der Hinterhersehung 

Manchmal ist der Blick zurück wichtiger als der nach vorne. Die Lernstunden des Volkes Gottes zeigen: Die Erinnerung an die Befreiungstat Gottes ist für die Gegenwart und Zukunft Israels entscheidend. Heilsgeschichte ist Erfahrungsgeschichte: Gott war mit uns, es hat sich zum Guten gewendet. Erst die Erinnerung an eine Sache macht sie zu dem, was sie ist. Oder wie es Søren Kierkegaard sagte: „Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber leben muss man es vorwärts.“ Wir wissen im Moment einer Begegnung, eines Ereignisses nicht letztgültig, was es bedeutet und wie es zum Gelingen unseres Weges beiträgt. „Der Mensch blickt in die Zeit zurück und sieht, sein Unglück war sein Glück“, sagt der Dichter Eugen Roth. Entgegen denen, die die Zukunft vorhersagen, will uns der Glaube mit der Gabe der Hinterhersehung beschenken. Das gibt Gelassenheit, Zuversicht und Weitsicht. 

Der Sinn für Verantwortung

Oft ist es so: Die Probleme von Welt, Kirche und Gesellschaft erscheinen zu groß, als dass wir etwas ändern könnten. Die mediale Verzerrung lässt uns unseren Handlungsradius kleiner erscheinen als er ist. Raus aus der Passivität ist ein Gebot der Heiligen Schrift. Steh auf, nimm dein Leben in die Hand, damit es mit den anderen und vor Gott gelinge. Schau auf dich und auf die anderen. 

Der Mut zum Loslassen

Die Kirche spricht in ihrem Nachtgebet einen berührenden Vers: „Herr auf dich vertraue ich, in deine Hände lege ich meine Leben.“ Es ist eine Einladung, den Tag und sich selbst loszulassen in die heilende Sphäre des Schlafes, der Nacht und – ausgesprochen oder auch nicht – in die Sphäre Gottes. Er möge vollenden, was wir unvollendet lassen mussten, und heilen, was uns aus dem Ruder gelaufen ist. Morgen ist Auferstehung in den neuen Tag. Das Gleiche kann für das neue Jahr gelten: In seine Hände alles legen – wir können viel bewegen, aber nichts aufhalten. Wir können nichts festhalten, aber schließlich alles loslassen. Christliches Loslassen meint nicht aufgeben. Im Gegenteil: Es ist das Vertrauen auf eine Stärke, die nicht wir selber sind, auch im neuen Jahr nicht.

Der Blick fürs Ganze

Was treibt uns an? Worüber machen wir uns Sorgen? Unsere Zeit verleitet uns, sich im Detail, im Aktionismus, in der Passivität und Ablenkung zu verlieren. Der Blick der Weihnacht aber zeigt: Heute ist uns der Herr geboren. „Jetzt ist immer die beste Stunde“ (P. Claudel), um zu erkennen, dass es in unserem Leben wirklich um etwas geht. Es ist nicht egal, wie wir sind, wer wir werden und was wir tun. Den Blick fürs Ganze haben, heißt auch, die Ewigkeit in unseren Entscheidungen einzubeziehen. Bei allem, was auf dem Spiel steht und uns als Verlust der Zukunft verkauft wird, soll auch dieser Satz Jesu gelten: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?"

David Pernkopf

EDS Logo

Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.