Katholische Kirche beriet in Salzburg über Schutzkonzepte
Expertinnen und Experten v.l.: Dagmar Hörmandinger-Chusin (Linz), Andreas Zimmer (Trier), Angelika Hechl (Salzburg), Ingrid Lackner (Graz-Seckau), Weihbischof Hansjörg Hofer (Salzburg), Irina Kolland (Gurk-Klagenfurt), Rebecca Gerdenitsch-Schwarz (Eisenstadt), Stefan Schäfer (Feldkirch), Sabine Ruppert (Wien), Johannes Panhofer (Innsbruck).
SALZBURG (eds) / Einen intensiven Tag lang ging es im Salzburger Kolpinghaus darum, wer die Verantwortung für Gewaltschutzkonzepte in der katholischen Kirche trägt. „Ziel der Tagung war es, sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Thematik ,Schutzkonzepte‘ zu nähern, um sie in den einzelnen Bereichen der Kirche auch umzusetzen. Durch die Erstellung und das Implementieren von Schutzkonzepten wird Prävention konkret“, sagt Ingrid Lackner, Koordinatorin der österreichischen Stabsstellen für Prävention von Missbrauch und Gewalt.
Aufmerksamkeit für Fehler individuell und strukturell, um Schwachstellen zu erkennen
Verantwortung nach vorne ist das Plädoyer von Johannes Panhofer. Eine Fehlersensibilität und strukturelle Fehlerfreundlichkeit sieht der Universitätsassistent für Praktische Theologie an der Universität Innsbruck als einen Schlüssel zur gelingenden Vorbeugung von geistlicher, physischer, psychischer oder sexueller Gewalt. Fehler seien als Zusammenspiel von organisationalen Strukturen und individuellem Handeln zu begreifen.
Panhofer spricht sich dafür aus, dass ein Schutzkonzept nicht „von oben“ oder „von außen“ verordnet werden kann, sondern innerhalb einer Institution von Führungskräften, haupt- und ehrenamtlichen Teammitgliedern, Eltern, Kindern und Jugendlichen partizipativ erarbeitet werden soll. Ein solches Schutzkonzept fördert die Qualitätssicherung und bedeutet ethische Organisationsentwicklung, betont er.
Im zweiten Vortrag des Tages von Andreas Zimmer, Präventionsbeauftragter des deutschen Bistums Trier, ging es um Personalauswahl und Personalentwicklung als wichtigen Baustein eines institutionellen Schutzkonzepts. Vorgesetzte – am besten in geteilter Leitung – tragen in Personalangelegenheiten Verantwortung und daraus ergeben sich Pflichten: Sie haben Verhinderungs-, Aufklärungs- und Sanktionierungspflichten, hält er fest. „Die Vorgänger hatten nicht das Wissen, das wir jetzt haben”.
So zeigt sich der Kern der Veranstaltung: Schutz vor Gewalt jeglicher Art muss ein Anliegen aller sein – von der kleinsten Pfarre bis in die Leitungsebene der Diözesen.
Best Practice aus der Caritas Vorarlberg
Von der Entstehung des Schutzkonzepts der Caritas Vorarlberg und dessen herausfordernder, aber gewinnbringender Umsetzung berichteten engagiert Monika Kawaus, Abteilungsleiterin Personal, und Cornelia Neuhauser, Gewaltschutzbeauftragte der Caritas Vorarlberg.
Neben der Arbeit in Kleingruppen und vielen Gesprächen über Visionen und Realität unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen Diözesen des Landes gab es Grußworte und einen spirituellen Impuls des Salzburger Weihbischofs Hansjörg Hofer.
Österreichische Bischofskonferenz setzte Maßstäbe
Seit Juni 2010 gibt es zur Prävention von Missbrauch und Gewalt eine verbindliche Rahmenordnung, die von der Bischofskonferenz unter dem Titel „Die Wahrheit wird euch frei machen“ veröffentlicht wurde. Sie gilt für alle österreichischen Diözesen und Ordensgemeinschaften und liegt seit September 2021 in einer überarbeiteten und aktualisierten Auflage vor.
Erstanlaufstelle für alle Betroffenen im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch und Gewalt im kirchlichen Raum sind die Ombudsstellen der Diözesen. Allen Hinweisen wird dort rasch, kompetent und weisungsfrei nachgegangen.
Zusätzlich gibt es in den Diözesen Stabsstellen für die Prävention von Missbrauch und Gewalt. Das Ziel ist, in verpflichtenden Sensibilisierungsmaßnahmen in Form von Workshops, Vorträgen und Beratung Wissen, Wahrnehmen und Handeln für einen angemessenen Umgang von Nähe und Distanz und Gewaltprävention zu fördern. Die Verantwortlichen der Stabsstellen haben diese Tagung gemeinsam vorbereitet.
Mehr Infos: www.ombudsstellen.at