Evangelienkommentar 4. Adventsonntag (Mt 1, 18–24)

(rb–18.12.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Alexandra Hogan, Theologin und Rupertusblatt-Redakteurin.

Auf Gott hören – gegen jede Vernunft

Im Frühjahr bin ich zum ersen Mal Mutter geworden. Seit ich einen Sohn habe, frage ich mich sehr oft, was ich ihm an Werten vermitteln möchte. Ganz klar: Als Mama möchte ich, dass er lernt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Natürlich, jeder Mensch macht Fehler, aber wünschen wir uns nicht alle, dass unsere Kinder in den großen Fragen des Lebens eine gute Wahl treffen?
Im heutigen Evangelium möchte sich Josef von seiner Verlobten Maria trennen, denn sie erwartet ein Kind – allerdings nicht von ihm. Josefs Eltern haben ihm sicher auch einiges darüber mit auf  dem Weg gegeben, was sich wann gehört oder nicht gehört. Obwohl Maria „nur“ mit Josef verlobt ist, haftet ihr jetzt der Status der Ehebrecherin an. Seine Eltern haben dem Verlobten vermutlich beigebracht: Eine derartige Situation verlangt eine Trennung. Mit der Entscheidung zu einer stillen Trennung ohne Bloßstellen beweist er sogar einiges an Mit- und Feingefühl, denn wenn er wollte, könnte er Maria anzeigen.

 

Gott aber hat einen ganz anderen Plan für Josef. Der Bräutigam soll bei der ihm versprochenen Braut bleiben. Gegen alle Vernunft soll er das Kind großziehen, das biologisch nicht von ihm stammt.

In den Augen einer Gesellschaft, die Ehebrecherinnen mit der Steinigung bestraft, trifft Josef mit dem Gehorsam gegenüber Gott eine geradezu absurde Entscheidung. Trotzdem ist für den Zimmermann klar, dass Gottes Wille wichtiger ist als das, was die Gesellschaft von ihm verlangt. Er sieht über das hinweg, was ihm von klein auf beigebracht wurde.
Was aus dem Mann aus Nazaret geworden ist? Ein Heiliger, natürlich, aber die Bibel schweigt darüber, wie sein weiteres irdisches Leben weiter verlaufen ist. Mit seiner Entscheidung für Maria und Jesus hat er zu seiner Zeit keinen Ruhm geerntet. Er hat einfach im Stillen das getan, was der Engel gesagt hat.
Vielleicht können wir auch aus dieser Tatsache etwas für unser Leben in der Kirche mitnehmen. Wir sollen das Gute tun, den Willen Gottes tun, nicht um in der Gemeinschaft der Christen zu glänzen und Bewunderung zu ernten oder eigene Vorteile ruaszuschlagen, sondern schlicht und einfach aus Liebe zum Herrn.rupertusblatt@eds.at

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 50/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

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