Evangelienkommentar 6. Sonntag im Jahreskreis ( Lk 6, 17.20–26)

(rb–13.2.2022) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Lucia Greiner, Leiterin des Seelsorgeamts der Erzdiözese.

Erfüllte Zeit

Es gibt Momente im Leben, da fühlt sich alles richtig und gut an. Das, was noch zu lösen ist, Probleme und Konflikte treten zurück. Im Vordergrund steht ein Ereignis, eine Begegnung, ein Moment, in dem sich erfüllt, was sich ein Mensch in innerster Sehnsucht erwartet. Diese erfüllte Zeit währt nicht lange, sie vergeht und reiht sich ein in die üblichen Tage. Trotzdem bleibt die Erinnerung, mit der die Erfüllung gegenwärtig gesetzt werden kann. Sie richtet auf und stiftet Sinn.

Lukas erzählt sein Evangelium als Ereignisse, „die sich unter uns erfüllt haben.“ Jesus kommt mit seinen Jüngern vom Berg herunter und geht den Menschen entgegen, die sogar aus entlegenen Küstengebieten zu ihm gekommen waren. Sie wollen ihn hören, sie vertrauen seinem Wort und erhoffen sich, geheilt zu werden, denn von ihm geht Kraft aus. Im Griechischen ist das Wort Gott mit dem Wort Schauen verwandt. In dem, was Jesus tut, wird sichtbar, wie das Reich Gottes aussieht.

Jesus richtet seine Augen auf seine Jünger und benennt in den Seligpreisungen, dass den Armen das Reich Gottes gehört. Alle, die entbehren müssen, sind in Gottes heilsamer Hand aufgehoben. Für Menschen, die nach Jesus suchen, die ihm begegnen, erfüllt sich diese Zusage.

Der Prophet Jeremia entwirft in der ersten Lesung zwei gegensätzliche Bilder. Genauso wie im Antwortpsalm beschreibt er, wie fruchtbar der Glaube an Gott ist, und warnt vor dem Verdorren, wenn ein Mann sich von Gott abwendet. Auch Lukas zeichnet in den Wehe-Rufen ein trostloses Bild von einem Leben, das sich jetzt schon genug ist. Selbstzufriedenheit wendet sich schnell gegen die Menschen und schließt sie von der frohen Botschaft aus.

In den Seligpreisungen ist für einen Moment sichtbar, was sich im Reich Gottes erfüllt. Armut, Hunger, Trauer sind aufgehoben und gewandelt. Menschen sind angenommen, satt, voller Freude und im Innersten froh.

Dass Menschen den Glauben nicht verstehen, dass sie ihn bekämpfen, bedrängt in dem Augenblick nicht. Die Freude an Gott überwiegt alle Schwierigkeiten. Sie richtet auf und rettet aus der Verzweiflung.

In dem, was Jesus tut, wird sichtbar, wie das Reich Gottes aussieht.

Woher die Zuversicht für den Glauben nehmen? Sie wächst aus dem Vertrauen auf Gott: „Du weckst Kraft in meiner Seele“ heißt es im Antwortpsalm. Beflügelt wird sie, indem wir Gott loben. Bis heute singen wir im Sanctus das „Heilig“ aus der Berufungsgeschichte des Propheten Jesaja.

Berufung kann sich in einem besonderen Ereignis bündeln, so wie unser Erzbischof erzählt „Eines Abends, unter dem Sternenhimmel, hat mich das Wort Gottes unvermittelt und mit voller Wucht getroffen.“ Es kann auch sein, dass die Taufberufung im Lauf des Lebens langsam Gestalt gewinnt. Wachsen kann sie, wenn wir auf sein Wort hin an die Arbeit gehen und Unerwartetes annehmen. Denn es tun sich neue Wege auf.   

Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 6/2022) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.

EDS Logo

Ihr Browser oder dessen Version ist veraltet und diese Seite damit nicht darstellbar. Bitte besuchen Sie unsere Seite mit einem aktuellerem Web-Browser. Auf der Webseite browsehappy.com finden Sie eine Auswahl an aktuellen Web-Browsern und jeweils einen Link zu der Herstellerseite.