Evangelienkommentar Pfingsten (Joh 3, 16–18)
(rb–7.6.2020) / Der Kommentar zum heutigen Evangelium kommt von Elisabeth Katzdobler, Pastoralassistentin in Bildungskarenz.
Von Gott reden
Dem Geburtstagsfest der Kirche an Pfingsten schließt sich mit dem Dreifaltigkeitssonntag gleichsam nun die Geburtsstunde der akademischen Theologie an. Das Reden über den Glauben wird ab jetzt verfeinert, dadurch aber auch komplexer: Wie kann der Mensch in angemessenster Weise von Gott reden?
Der Apostel Paulus ist der Erste, der sich dieser Herausforderung stellt. Bis heute gilt er in der Kirche als der erste Theologe überhaupt. In den Briefen an seine Gemeinden entfaltet er über die Jahre systematisch sämtliche inneren und äußeren Zusammenhänge, die ihm zwischen dem Gott Israels (JHWH), Jesus Christus und dem Heiligen Geist als logisch, das heißt als sicher begründbar erscheinen: Jesus, der Christus, ist dem Gott Israels nicht unter-, sondern zugeordnet. Er ist Gott gleich.
Göttliches Prinzip: Ordnung.Elisabeth Katzdobler, Pastoralassistentin in Bildungskarenz
„(…) kehrt zur Ordnung zurück, lasst euch ermahnen“, schreibt der Apostel am Ende seines Briefes an die Gemeinde in Korinth (2 Kor 13, 11). Dieser Zuruf des Paulus erlebt in diesen Tagen eine erstaunliche Aktualität. Ermahnende Hinweise wie Händewaschen!, Abstand halten!, Daheim bleiben! kommen nicht bei allen Menschen gleich gut an.
„Sind wir denn alle Kinder?“, fragen die einen zurück, andere wieder sehen sich in ihren persönlichen Freiheiten zu stark beschränkt und berufen sich auf Staatsverfassung, auf Bürger- und Menschenrechte.
Jedoch: Endet nicht die Freiheit des einen, wo die Freiheit des anderen anfängt? Gilt das in Krisenzeiten nicht umso mehr? Rechthaberei und hintergründige Widerständigkeit sind in diesen Zeiten nichts anderes als der egoistische, trotzige Versuch, Grenzen zu seinen eigenen Gunsten zu verschieben. Jetzt erst recht!
Die Bibel ist voll von solchen „Trotz-(dem)“-Geschichten, voll von solchen, für alle Beteiligten ungesunden, Grenzverschiebungen. Paulus erhebt das Ordnende gleichsam zu einem göttlichen Prinzip: Wo Ordnung ist, dort geht es auch rechtens und vernünftig zu, dort kann Gemeinschaft wurzeln und blühen; dort fühlt sich das Leben genau richtig an, dort ist Gott. Darum, so Paulus: „(…) seid eines Sinnes, haltet Frieden. Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein“ (vs 13). Schalom.
Dieser Text ist im Rupertusblatt (Nr. 23/2020) erschienen. >>> Hier können Sie unsere Wochenzeitung abonnieren.